#218 - Dein „mutig“ ist mein „normal“
Shownotes
Egal, ob du
💙 einen Mini-Bikini am Strand tragen
💙 selbstbewusst für dich und deine Meinung einstehen
💙 herausfinden möchtest, warum du tickst, wie du tickst
- diese Folge MUSST du dir anhören. Denn in der aktuellen Folge unseres Podcasts MOIN um NEUN spricht unser Interviewgast Corinna Mamok – Fotografin, Autorin und experimentierfreudige Revolutionärin - darüber, wie sie so mutig wurde wie sie heute ist – und wie du deinen Mut-Muskel auch trainieren kannst.
Corinna erzählt über ihr “Sex gegen den Weihnachtsstress”-Experiment und darüber, wie sie Menschen zunehmend triggert, je selbstbewusster sie auftritt. Und sie verrät, woher ihr Mut kommt, schambehaftete Themen offen anzusprechen.
Hör rein in die Folge und lass uns eine Bewertung oder ein paar Sterne da, wenn sie dir gefällt.
Corinna auf Instagram: https://www.instagram.com/corinna.mamok/ Corinnas Webseite:www.Fotografie-corinnamamok.de
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Website Laura und Gretel: https://www.lauraundgretel.de
Website Gretel: https://gretelniemeyer.com/
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Gretel Niemeyer: Willkommen zu einer neuen Folge Moin um Neun dem Business Schnack mit Laura und Gretel und ihr könnt es zwar nicht sehen, vielleicht könnt ihr es aber hören. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd, denn ich habe heute Corinna Mamok zu Besuch. Corinna ist Fotografin, hat unter anderem die tollen Business Fotos auf meiner Website gemacht. Sie ist Autorin, hat unter anderem das Buch "Mama mutig mittendrin" geschrieben und ist seit spätestens gestern auch Revolutionärin. Darüber reden wir gleich. Hallo Corinna, schön, dass du da bist.
Corinna Mamok: Ich freue mich, da zu sein.
Gretel Niemeyer: Und zwar ist es bei uns, bei Moin um Neun ja so, dass wir diese Woche unter das Thema Mut gestellt haben. Und ich kenne tatsächlich, glaube ich, sehr wenige bis niemanden, die so mutig sind wie Corinna. Und ich erzähle euch gerne auch, warum. So näher kennengelernt habe ich Corinna, als sie ihr Buch "Mama mutig mittendrin" geschrieben hatte und es darum ging, es zu promoten. Und da hast du, ich erinnere mich noch gesagt, ich war bis dato noch nie weiter weg von zu Hause, als ich glaube Grenze des Saarlands und.
Corinna Mamok: Ja 150 Kilometer.
Gretel Niemeyer: Genau. Und für dieses Buch bist du aber quer durch Deutschland gereist, hast auch heulend im Auto gesessen und wusstest nicht mehr, wie du auf diese Welt klarkommen sollst und hast es aber trotzdem gemacht. Und das ist so, ja, das ist für mich schon mal Mut und mutig. Erzähl mir doch erst mal aus deiner Perspektive, was ist Mut überhaupt?
Corinna Mamok: Für mich ist Mut, wenn ich ich selber bin. Also wenn ich es immer wieder schaffe, meine eigenen Grenzen zu sprengen. Wenn ich mich nicht für ein statisches Wesen halte, sondern davon ausgehe, dass ich mich verändern kann, verändern darf, wenn ich bereit bin, Fehler zu machen und ja auch diese Fehler einzugestehen. Das ist für mich mutig.
Gretel Niemeyer: Und du sagst ja jetzt mutig sein ist ich selbst zu sein. Da wäre der erste Impuls zu sagen: "Na, so schwer ist es ja nicht. Wir sind doch alle wir selbst." Und wenn wir aber nur einen Meter darüber nachdenken, ist ja wir selbst zu sein, vielleicht die allerschwerste Herausforderung überhaupt. Unser direktes Umfeld hat irgendeine Meinung zu uns und wie wir aussehen, wer wir sind, was wir tun, unsere, unser größeres Umfeld auch. Und warst du schon immer so, dass du gesagt hast, mir ist es einfach schnuppe, was alle anderen von mir denken? Ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, was ich will. Oder wie war so deine Reise dahin zu dem mutigen selbst, das du jetzt bist?
Corinna Mamok: Oh, also, man muss sagen, in meiner Brust schlagen sozusagen zwei Herzen. Das eine war schon immer so Lets go und war schon immer sehr klar, auch in seiner Kommunikation. Und das andere hatte einfach die Hosen voll und hatte extrem viel Angst, sehr viele Zweifel. Und mir ist es schwer gefallen, da einen Mittelweg zu finden oder überhaupt einen Weg zu finden. Weil immer wenn dieses mutige Herz gesagt hat: "Lass uns gehen", hat das andere quasi das Stoppschild rausgeholt und hat gesagt: "Nee, davor haben wir jetzt Angst." Und das war so ein innerer Kampf. Und den zu verstehen, was da in mir los ist und warum ich was tue. Das war halt ein langer Prozess und das ging auch nicht von heute auf morgen. Und ich glaube, Mut ist ähnlich wie Muskeltraining. Also man kann so seinen Mut Muskel trainieren mit lauter kleinen Dingen. Und je mehr man tut, desto mehr kommt man halt auch bei sich an, also. Ich habe ja, nach meinem Buch hatte ich so das Gefühl, das bin ich jetzt und jetzt, ein Jahr später kann ich jetzt sagen: "So war ich doch nicht." Und ich glaube, das geht halt ein Leben lang so und ich habe festgestellt, es geht nicht mehr. Also für mich geht es nicht mehr ums Ankommen, sondern für mich geht es quasi ums Weitergehen und neugierig bleiben. Und ich werde immer wieder neuer Aspekte an mir kennenlernen, solange ich die Augen offen lasse und danach suche. Und es ist halt ein Prozess und ich bin auch nicht immer mutig. Also manchmal, je nachdem, in welcher Phase du mich erwischt, dann bin ich das Opossum, was sich auf dem Rücken legt und sagt: "Ich bin überhaupt nicht hier" und im nächsten Moment bin ich wieder so zack, lass uns los.
Gretel Niemeyer: Und einer dieser Zack, lass uns los - Momente war ja auch letztes Jahr im Dezember, als du einen Artikel dazu geschrieben hast bei Hauptstadt Mutti, in dem es darum ging Sex gegen Weihnachtsstress.
Corinna Mamok: Ich habe ja selbst Experimente für mich entdeckt. Das muss man dazu sagen. Ich mache jeden Monat ein Selbstexperiment, weil ich einfach gelernt habe, dass es mir dabei hilft, keine Alltagsdramen zu kreieren. Ich war vorher so der Typ. Ich habe, das war schon fast Drehbuch reif. Ich habe immer wieder Dramen kreiert, für mein Leben spannend zu halten. Das war so ein absolut unbewusster Prozess. Den habe ich dann tatsächlich auch in einer Therapie aufgearbeitet, weil ich einfach verstehen wollte, was so mit mir los ist. Und dann habe ich entdeckt, ich brauche mehr Alltags-Abenteuer und ich brauche mehr Abwechslung. Und dafür sind diese selbst Experimente perfekt, weil dann, ich bin ein sehr disziplinierter Mensch. Ich fordere mich gerne heraus und ich habe gern Abwechslung. Und das kriege ich halt mit so einem Experiment. Die gehen immer 30 Tage, kriege ich das hin. Und letzten November war es so, dass also ich finde November sowieso so ein Scheiß-Monat.
Gretel Niemeyer: Es ist nicht halbes und nichts ganzes irgendwie.
Corinna Mamok: Genau es ist eklig dunkel, es ist matschig, es regnet hier viel. Also du kannst nicht viel draus machen und keine Ahnung, es fühlt sich alles komisch an und da war so der mental load hinsichtlich zu Weihnachten. Oh Gott, die Geschenke und das muss ich noch machen und das muss ich noch machen. Und dann haben wir Weihnachtsurlaub und da muss ich vorher noch meine Arbeit irgendwie hinkriegen. Das war halt alles ziemlich viel. Und ich war so ein bisschen verzweifelt und habe gedacht so, nein, ich brauche jetzt irgendwas extrem Lustiges, irgendwas, was ich noch nie gemacht habe und was mich halt noch mal auf andere Gedanken bringt. Und dann musste ich daran denken. Mein Mann und ich, wir haben früher How I Met Your Mother zusammen geguckt und da hat Barney Stinson immer gesagt "Vögelt für den Weltfrieden." Und dann dachte ich, also ich fand das immer extrem lustig, aber dann dachte ich mir, ja, wer macht das denn schon? Und bei uns in der Beziehung habe ich schon gemerkt, wenn wir länger keinen Sex haben, gehen wir aufeinander los, weil wir sind einfach so unterschiedlich. Also Sex ist quasi so der Kleber unserer Beziehung, will ich mal sagen. Und ich war im November so verzweifelt, dass ich dann gesagt habe Ja, komm, lass es uns doch mal versuchen. Und mein Mann war völlig begeistert von der Idee, jeden Tag Sex zu haben. Und ja, dann kam der Dezember. Der Einstieg war ziemlich schwer, weil mein Hund, dem ging's zu dem Zeitpunkt überhaupt gar nicht gut. Der hatte also, das Stand im Raum, dass wir den einschläfern lassen müssen. Und eigentlich war ich todtraurig und dann war das schwierig für mich von, ich bin todtraurig, zu lass es uns tun. Also meine Gefühle irgendwie dahingehend zu bewegen. Und wir haben es aber trotzdem gemacht und wir haben es auch durchgezogen. Und ich muss sagen, es war eines der besten Experimente, die ich je gemacht habe, weil erstaunlicherweise hilft Sex gegen Mental Load. Also nicht, es macht deinen mental load nicht geringer, aber ich hatte weniger mental load, weil mein Mann plötzlich viel engagierter im Haushalt war und auch mit den Kindern. Das heißt Dinge, wo ich mir vorher einen Kopf drüber machen musste, die waren plötzlich so puff, waren weg und das war total geil daran. Und dann war ich irgendwann so an dem Punkt, wo ich dann dachte, so, ja, hätte man mir vorher gesagt, dass ich einfach nur jeden Tag Sex haben muss, damit mein Leben läuft. Hätt ich das doch getan. Ja, also, es war richtig, war ein richtig schönes Experiment und es kam mir auch überhaupt gar nicht mutig vor, darüber zu schreiben. Also das war für mich ist es immer so, wenn ich irgendwas mache, ich bin ein sehr offener Mensch und wenn ich das quasi so für mich geregelt habe, dann kann ich auch über alles reden und von daher war es auch okay, über dieses Experiment zu sprechen.
Gretel Niemeyer: Ja, das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen, sich das zu überlegen und das in der Partnerschaft zu machen. Es ist ja eine Seite, ein Teil der Geschichte. Aber darüber zu schreiben und das zu veröffentlichen, ist ja vielleicht noch was anderes. Und ich kann mir vorstellen, dass das für viele Menschen viel Mut erfordert hätte und ein krampfhaftes Thema gewesen wäre. Aber mit Scham behafteten Themen hast du es ja sowieso. Ich erinnere mich an einen anderen Artikel, da ging es ums Thema Muschifurz. Weil du festgestellt hast oder wie du also aus allen Wolken gefallen bist, als du festgestellt hast "Oh, ich bin gar nicht alleine damit" und genau das Thema aufgegriffen hast, es im Freundeskreis besprochen hast und ich frage mich, ist es, also du kannst gerne noch mal zu dem Thema gleich was sagen, aber hast du so gemerkt, dadurch, dass du solche Themen ansprichst, dass es also dass es einfach wichtig ist, da mutiger zu werden und dass du also dass es einfach wichtig ist, dass es jemanden gibt, der das aufs Tapet bringt sozusagen.
Corinna Mamok: Ja, also zu dem Thema Muschifurz muss ich sagen, das war tatsächlich bei mir im ersten Schritt Scham behaftet, weil ich dachte, ich wär kaputt. Also ich kannte dieses Phänomen vorher nicht. So rückblickend erklärt sich so einige Geräuschkulisse im Yogakurs. Das war mir vorher nicht bewusst, wo diese Töne herkommen. Aber dass das was ganz Normales sein kann, ja, das habe ich dann quasi so rückblickend verstanden und für mich war das schwierig so einzusehen. So, also ich dachte halt, ich bin kaputt. Und das zuzugeben fand ich schwierig. Und wie ich dann darüber gesprochen habe und festgestellt habe, ich bin ja nicht kaputt. Das ist so eine ganz normale Sache, die nur vorher irgendwie an mir vorbeiging. Aus irgendwelchen Gründen war das total befreiend. Und dann drüber zu schreiben, war dann halt auch kein großes Ding. Und ich finde, man muss halt viel mehr über solche Themen sprechen. Das habe ich auch im Laufe des Buchs gemerkt. Da habe ich auch Frauen quasi nach ihrem Körper, so nach der Geburt halt gefragt. Und es gibt ja ganz viele, die so Probleme mit ihren Brüsten haben, wie wie sie aussehen oder dass der Bauch nicht mehr so ist oder dass es untenrum auch gar nicht mehr so aussieht, wie es vorher war. Und ich glaube, wenn wir offen darüber sprechen, kriegt halt keiner dieses Gefühl von "Ich bin kaputt", weil das fand ich ganz schrecklich zu merken, ah ja ust bei allen so war für mich total befreiend und deshalb bin ich ein großer Verfechter von "Sprich drüber".
Gretel Niemeyer: Und jetzt hast du mir im Vorgespräch in den fünf Minuten Vorgespräch, die wir gemacht haben, auch erzählt, dass du jetzt gerade zu Pfingsten im Urlaub warst und dich mal mit so einem kleinen Dreiecks Bade Höschen, Bikinihöschen oben ohne an Strand gelegt hast und halt auch so gesagt hast. Okay, das war super krass irgendwie. Einerseits, weil du es lange nicht gemacht hast und andererseits hast du aber so in dir geruht, weil du gedacht hast "Ja, so bin ich halt, so ist es halt, fühlt sich super an". Wie kriegst du das hin? Also, du hast vorhin gesagt, es ist ein Muskel, ein Mut Muskel, den wir trainieren können. Aber was sind so kleine Schritte, die man machen kann auf dem Weg?
Corinna Mamok: Für mich war das jetzt mit dem Bikini Höschen. Ich habe bei Instagram von irgendeiner englischen Komikerin. Wie heißt die denn, Celeste Barber? Keine Ahnung. Sie ist so big im Business. Keine Ahnung. Auf jeden Fall macht die halt die Topmodels immer nach und zieht sich dann auch diese komischen Dinger an.
Gretel Niemeyer: Ja, ich weiß, ich weiß, wen du meinst.
Corinna Mamok: Ja, auf jeden Fall habe ich ein Foto von der gesehen, wo die halt so ein Mini Höschen anhatte und dann dachte ich, sie ist immer so krass und dann habe ich mir gedacht, ich habe die früher auch mal angezogen, auch wenn mein Hintern schon immer sehr rund war, aber ich habe die früher angezogen und habe mich wohl drin gefühlt und in den letzten Jahren habe ich immer so diese Oma Höschen. Bloß nicht zu viel zeigen an den Hüften sehr breit, weil ich halt sehr breite Hüften hab und dann war ich eher so mit Kaschieren beschäftigt und dann dachte ich so, das könnte ein Experiment sein und habe dann gedacht und mich erwartet das totale Kopfkino. Also ich habe gedacht, ich mach mich voll fertig, weil ich ja weiß, dass mein Körper nicht aussieht wie der von einer 20-jährigen und auch nicht aussieht wie der von einem Topmodel. Sondern ich bin sehr weich, auch um die Hüften rum. Da sind nicht viele Muskeln und die sind auch nicht so schmal und ähm, das dann halt einfach umzusetzen. Da habe ich Kopfkino erwartet. Und dann habe ich zuerst überlegt, ob ich einen Artikel darüber schreibe und habe dann auch mit Elina von Hauptstadt Mutti so drüber gesprochen. Dann hat sie zu mir gesagt, sie postet solche Bilder von füllig. Also ich bin ja noch nicht mal füllig, aber von fülligen Frauen in Mini-Bikinis postet sie einfach auf sehr selbstverständliche Art und Weise, weil das einfach auch zur Gesellschaft dazugehört und weil jeder einfach anziehen darf, was er will. Und das hat so ein bisschen in meinem Kopf gerattert. Und dann dachte ich, warum mache ich mir eigentlich so einen Kopf darüber, so ein Höschen anzuziehen? Und dann habe ich dann festgestellt, ja, es geht um die anderen, es geht gar nicht um mich, weil ich fühle mich in meinem Körper wohl. Es sind die anderen, über die ich mir einen Kopf mache. Ja, und dann habe ich im Urlaub dieses Höschen angezogen, habe aber noch ein Oberteil angehabt, weil ich habe zwei Kinder gestillt. Meine Brüste sind jetzt auch nicht mehr so straff und habe dann dieses Oberteil angehabt und bin an den Strand und habe mich total eingeengt gefühlt. Weil im Alltag lauf ich tatsächlich immer ohne BH rum, weil das für mich einer meiner größten Werte ist, zum Beispiel Freiheit und ohne BH rumlaufen zahlt darauf ein. Und dann saß ich am Strand mit diesem Oberteil und habe mich eingesperrt gefühlt. Und ich bin jemand, der sich am Strand sehr wohlfühlt. Ich liebe das Wasser. Und dann dachte ich mir. Warum soll ich mir das jetzt kaputt machen lassen? Warum soll ich mich jetzt eingesperrt fühlen, nur weil ich Angst habe, was irgendjemand anderes über mich denken könnte? Dann habe ich das Oberteil ausgezogen und einen kurzen Moment gewartet und dachte so, "ach" und dann war das auch mit dem Höschen auch gar kein Thema mehr. Ich bin in den Wellen rum gehüpft, das war mir völlig schnuppe. Man muss aber auch dazu sagen, ich habe einen Mann, der mich darin auch immer sehr bestärkt. Der sagt zum Beispiel "Du siehst total sexy darin aus. Warum hast du das nicht früher noch mal angezogen?" Und ich dachte, na ja, wegen den anderen. Aber man muss halt keine Rücksicht auf die anderen nehmen, sondern man muss bei sich bleiben. Und ich finde, wenn man bei sich bleibt, fühlt sie es auch gar nicht mehr so mutig an.
Gretel Niemeyer: Und jetzt hast du gesagt, du lagst da am Strand, neben einer Gruppe Ende 20, Anfang 30-jähriger Männer, alle gut gebaut, die ihre Zeit damit verbracht haben, die Frauen, die vorbei gelaufen sind, zu bewerten, zu beurteilen, zu verurteilen usw. Wie bist du da in deiner Mitte geblieben? Direkt neben den oben ohne im Höschen? Hast du das ausgeblendet? Stehst du über den Dingen? Wie darf ich mir das vorstellen?
Corinna Mamok: Ich lag tatsächlich am Strand und habe die ganze Zeit nonstop gelacht, weil ich es einfach. Ich fand es, ich fand es schon ein Stück weit lächerlich. Stört das mit dem Hund?
Gretel Niemeyer: Ihr wisst, dass das ein Hund ist. Das können wir nicht ändern.
Corinna Mamok: Okay. Auf jeden Fall lag ich da. Kaja, jetzt ist Schluss. Lag ich da und die haben wirklich jede Frau kommentiert. Und da sind wirklich Frauen rumgelaufen, die hatten einen fantastischen Körper, die waren durchtrainiert und keine Ahnung was, die sahen richtig gut aus und die haben an jeder irgendwas gefunden, was ihnen nicht gefallen hat. Und ich habe die ganze Zeit vor mich hin gekichert, weil ich einerseits dachte nur so, die werden mit Sicherheit auch über meinen Körper reden, aber es war mir in dem Moment total scheißegal, weil ich halt wusste, das, was du an dem anderen siehst, worüber du dich quasi bei jemand anderem aufregst, das ist ein eigenes Thema. Das heißt, wenn die am Strand sind und jeden Körper bemängeln aus irgendeinem Grund, dann ist das denen ihr Thema. Dann haben die quasi immer noch was an ihrem Körper oder finden sich halt immer noch nicht gut. Weil wenn du bei dir bist und dich gut findest, dann fängst du auch nicht an, über den Körper von anderen irgendwie zu lästern und das zu wissen, das hat mir einfach eine unglaubliche Freiheit und Ruhe gegeben und deshalb war es mir in der Stelle tatsächlich auch wieder völlig egal.
Gretel Niemeyer: Und jetzt sagt man ja gerne mal, das habe ich in dem Podcast letztens gehört. Wenn man eine krasse Sache sich überlegt, eine mutige Sache sich überlegt und die funktioniert, dann ist es Mut. Wenn sie daneben geht, dann war man einfach töricht oder dumm. Bist du mit dem Thema Mut und mutig sein schon mal richtig auf die Nase gefallen? Oder kannst du rückblickend so sagen, eigentlich habe ich aus jeder Aktion, wo ich mutig war, von außen sehr mutig war so viel gelernt, das hat mir so viel gebracht, dass ich auf jeden Fall immer so weitermachen werde.
Corinna Mamok: Ich glaube, mutig sein ist die einzige Art, wie ich mein Leben leben möchte. Manche bezeichnen es ja auch schon mutig, dass ich quasi so offen immer über alles spreche. Ich spreche auch ganz offen über meine Fehlgeburt und keine Ahnung was oder jetzt auch über dieses Sex-Experiment. Da sagt manch einer Wie kannst du da etwas tun? Also ich gehe auch ganz offen mit meinen Schwächen um. Das wird der eine oder andere auslegen, so dass ich am Ende doof dastehen kann. Aber das ist mir an der Stelle auch egal, weil mir das einfach wichtig ist und ich falle auf die Nase. Ein konkretes Beispiel habe ich grad nicht. Fällt mir jetzt gerade keins ein, aber ich bin schon oft hingefallen und habe mich dann gefragt, warum mache ich das? Gerade mit dieser offenen Art und Weise fällt man super oft auf die Nase und das ist aber halt immer dieser innere Monolog. Ist es mir jetzt wichtiger, dass der andere das quasi ausnutzt und da jetzt irgendeinen Schuh draus macht? Oder ist es mir wichtig, dass ich halt bei mir bleibe und ich habe mich einfach dafür entschieden, das egal was im Außen kommt, egal was XY über mich denkt, es ist wichtig, was ich über mich denke. Und ich mag diese offene, mutige Art und deshalb riskier ich's lieber auf die Nase zu fallen, als mich anzupassen und das zu machen, was irgendwie jeder macht. Sondern ich will das machen, was ich machen will. Und deshalb mache ich es einfach.
Gretel Niemeyer: Und für genau sowas wirst du ja mittlerweile auch gebucht. Du hattest gestern ein Event, du hattest ein hinreißendes blaues Kleid an, einen tollen roten Lippenstift und hast mir danach geschrieben, warte, "Ich liebe Revolution. Ich habe mich ein bisschen wie Lady Oskar gefühlt." Frage Nummer eins: Wer ist Lady Oscar? Das weiß ich nämlich nicht. Frage Nummer zwei: Was war da gestern los?
Corinna Mamok: Also Lady Oscar ist quasi die Protagonistin von einem japanischen Animate, spielt zur Zeit der Französischen Revolution und sie ist quasi die Beschützerin der Königin, aber stellt sich dann am Schluss auf die Seite des Volks, weil sie einfach sagt "Das Volk hat recht, die Könige halt nicht." Und die war immer sehr mutig und auch sehr klar. Und keine Ahnung, ich bin ein riesen Lady Oscar Fan und das gestern hat sich so ein bisschen danach angefühlt, weil man muss sich das so vorstellen, ich habe den Vortrag auf einem Dorf gehalten, da ticken die Uhren ja manchmal noch so ein bisschen anders in so ländlichen Regionen.
Gretel Niemeyer: Erzähl mal kurz, welchen Vortrag hast du gehalten?
Corinna Mamok: Der Vortrag hieß: Schluss mit Kopfkino. Es ging quasi darum, wie du deine Selbstzweifel in den Griff kriegst und mehr Leichtigkeit in deiner kreativen Arbeit irgendwie hast und oder halt auch in deinem kreativen Alltag oder wie man generell mehr kreativ sein kann. Und ich würde sagen, ich bin Expertin in Sachen Selbstzweifel und habe da halt einfach so meine Reise zum Buch halt erzählt. Und auch die Reise, die halt danach kam. Und immer das, was ich vorhin schon gesagt habe. Diese eine Stimme, die gesagt hat "Lass uns gehen" und die andere, die immer wieder so zurückgezogen hat und. Ich habe halt so geredet, wie ich rede. Wenn ich was scheiße finde, dann sage ich auch ganz klar, dass das halt Scheiße ist. Und ich habe genauso klar kommuniziert, dass es mir am Ende des Tages völlig egal ist, wie die Leute aus diesem Vortrag rausgehen, ob sie jetzt total inspiriert sind oder ob sie es scheiße fanden, dass das halt nichts mit mir macht, sondern dass das quasi deren Sache ist. Und ich saß da. Man muss sich das so vorstellen, es war, die Leute saßen im Halbkreis vor mir und ich saß quasi auf einem einzelnen Stuhl vor denen. Wie ich mich hingesetzt habe, kam ich mir vor, als wäre ich auf der Anklagebank und das wären quasi so die Geschworenen. Und jetzt urteilt jeder über mich. Das Spannende war, wie ich angefangen habe zu reden und von meiner Geschichte erzählt habe, hat sich das rumgedreht? Da habe ich so richtig so gemerkt, wie sich so diese Macht, "Machtposition" in Anführungszeichen, wie sich das, wie sich das verändert. Und je nachdem, was ich erzählt habe oder wie ich es erzählt hab, konnten die Leute meinem Blick gar nicht mehr standhalten. Dann haben sie nach unten geguckt, dann hast du gemerkt, die Füße werden nervös, der Oberkörper bewegt sich. Also du hast gemerkt, da passiert was und ich bin halt jemand. In dem Moment gehe ich quasi nicht aus der Situation raus und mach es dann quasi sanfter, sondern ich bleib bei meiner Klarheit und drück vielleicht den Finger noch so ein bisschen in die Wunde rein, weil ich ja etwas verändern will und etwas bewegen will und ich weiß, dass das nicht unbedingt angenehm für die Leute ist, aber ich mache es dann halt trotzdem. Und das halt zu sehen war sehr spannend und da war eine Dame dabei, die hat sich sehr angepiekst zu mir gefühlt. Am Schluss gab es dann so eine Fragerunde und dann hat sie zuerst ne Frage zu meinem Buch gestellt und dann hat sie mir unter die Nase gerieben, dass ich ja eine sehr privilegierte Stellung hätte mit meinem kreativen Beruf. Und dann hast du so bemerkt, sie war so voller Erwartungshaltung, dass ich jetzt irgendwie keine Ahnung, dass ich eskaliere, dass ich unfreundlich werde oder sonst irgendwas. Aber ich war ganz ruhig, hab sie angelächelt und habe dann gesagt, natürlich, als weiße Frau in diesem Land zu diesen Zeiten geboren zu werden und dann noch ein gutes Elternhaus zu haben, bringt Privilegien einfach mit sich. Das ist einfach so und dessen bin ich mir bewusst. Aber es ändert ja nichts daran, dass also deshalb ist mein Weg ja nicht weniger wert und deshalb war es ja, ich hatte diesen kreativen Beruf ja nicht immer, ich war mal Tierarzthelferin, ich war mal Angestellte im Marketing. Und diesen Weg, den ich gegangen bin, dass ich jetzt heute Fotografin bin und dass ich Autorin bin, das habe ich mir erarbeitet. Und deshalb klar, irgendwo bin ich privilegiert. Aber andererseits ist es halt auch mein Weg und deshalb konnte es so gelassen bleiben. Aber sie konnte halt nicht gelassen bleiben, weil ich irgendwas an ihr, in ihr ausgelöst habe, was sie halt gestört hat. Und dann hat sie so einen ganz theatralischen Abgang gemacht. Und vor einem Jahr, zwei, hätte mich das völlig aus der Fassung gebracht, also wäre ich völlig "Oh mein Gott, was habe ich getan?" und gestern saß ich da nur und dachte mir so "Ja, ist geil. Hat Spaß gemacht." Es war dieses, weil ich jetzt wusste, wenn man mir zugehört hat und wenn man mir zuhören wollte, dann hat man ganz viel daraus mitgenommen. Aber ich kann halt für keinen diesen Weg gehen und ich kann auch keinem sagen, wie er es machen soll, sondern jeder muss halt seinen eigenen Weg gehen. Und deshalb ist es halt auch überhaupt gar nicht schlimm, wenn er im Vortrag jemand sitzt, der das nicht mehr aushält und einfach aufsteht und geht. Und das war ein großartiges Learning für mich und ich habe mich danach wirklich so gefühlt, als hätte ich so eine kleine Revolution in diesem Dorf angezettelt und ich bin jederzeit bereit, es wieder zu tun. Und ich habe festgestellt, ich halte das aus. Ich halte das mittlerweile aus, wenn man mich Scheiße findet. Das ist okay.
Gretel Niemeyer: Wunderbar. Ich hatte mir als letzte Frage ein kleines Plädoyer zum Thema Mutig sein gewünscht. Das hast du jetzt von ganz alleine gegeben. Ich freue mich riesig über dieses Gespräch. Ich kann euch alle wirklich nur einladen, bei Corinna mal Corinna Mamok, mal vorbeizuschauen auf dem Instagram Profil, weil sie da ganz oft diese tollen Experimente, die sie jeden Monat macht, teilt, zum Thema künstlerisch oder mal zum Thema finanzielle Bildung zum Thema weiß ich, was da noch alles war. Klavier hast du gespielt. Und so weiter. Also schaut auf jeden Fall vorbei und holt euch da noch mehr Impulse dazu ab. In sich zu ruhen, mutig zu sein und einfach happy zu sein mit dem Leben, das man hat oder sich ein neues Leben zu kreieren. Corinna, ich danke dir tausendmal, dass du so spontan dich bereit erklärt hast in unseren Podcasts zu kommen. Und ich wünsche dir noch einen tollen Tag.
Corinna Mamok: Auch dir auch.
Gretel Niemeyer: Tschüß.
Foto von Gretel: Kareen Kittelmann Fotografie
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